Der keltische Kalender / The Celtic Calendar

Es gibt keinen Beweis, dass die keltischen Gruppen alle der acht Daten unserer Tournee gefeiert haben. Vier der Daten sind exakt bestimmt von den Bewegungen am Himmel und werden schon seit Jahrtausenden verfolgt und gefeiert. Tatsächlich waren sie wichtig genug, dass vor über 6000 Jahren riesige Monumente aus Steinen zu ihren Ehren ausgerichtet wurden. Diese Monumente, die jedes Jahr um die gleiche Zeit von der Sonne erhellt werden, faszinieren uns seit Jahrtausenden und sind Zeugen der astronomischen und technischen Kompetenz von Männern (und vielleicht auch Frauen), die bereits 6000 Jahre tot sind.

Knowth und Newgrange in Irland beispielsweise wurden um 4000 v. Chr. gebaut. Die Kelten jedoch kamen erst zwischen 600 und 500 v. Chr. in der Schweiz und in Irland an, was nahelegt, dass sie Riten übernahmen, die bereits etabliert waren. Knowth markiert dabei die zwei Tag- und Nacht-Gleichen, Newgrange die zwei Sonnenwenden. Diese riesigen Anordnungen von Steinen wurden so gebaut, dass die Sonnenstrahlen an den bestimmten Daten die Kammer am Ende eines schmalen Tunnels erhellen. Dies ist endlos faszinierend beeindruckend, besonders da die Ereignisse auch heute noch exakt zum gleichen Zeitpunkt auf die gleiche Art und Weise passieren wie vor 6000 Jahren.

Die anderen vier Daten entstanden im sozialen Kontext und sind verbunden mit Wachstum, Ernte und Überleben.

Alle acht Daten erschaffen eine wundervolle Sammlung von uralten Festivitäten, die Erde und Himmel, Vergangenheit und Gegenwart verbinden.

Für die Kelten begann der Tag bei Sonnenuntergang, nicht um Mitternacht, und dauerte bis zum darauffolgenden Sonnenuntergang. Daher begannen auch die Festivitäten bei Sonnenuntergang. Diese Tradition begleitet uns noch heute, beispielsweise mit Heiligabend oder Halloween, ursprünglich Hallow Eve, der Abend bevor Allerheiligen. Dieses Datum war bei den Kelten der Beginn des neuen Jahreszyklus.

Imbolc, 1. Februar

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Auf den Inseln am Rande Europas, bekannt als die insularen Kelten, ist der 1. Februar der erste Tag des Frühlings. Er steht in Verbindung mit der heidnischen Göttin Brigit, Brigid, oder Brigitta, die in ganz Europa bekannt war. Tatsächlich war Brigid derart beliebt, dass sie von den Christen einfach übernommen wurde. In Irland ist sie die zweitbeliebteste Heilige nach St. Patrick und gründete ihr Kloster in Kildare. Man nennt sie auch die „Maria der Gälen“. In den letzten Jahren wurde eine Flamme in ihren Ehren in Kildare entzündet, und ihre Verehrer/innen sorgen dafür, dass sie unablässig brennt.

Tag-und Nacht-Gleiche im Frühling, 21. März

1c475937c5d16cee8a291fded1993494The Spring equinox marks the time of year when day and night are of equal length.

Dieses Datum markiert die Zeit des Jahres, an der Tag und Nacht gleich lang sind. Obwohl die Kelten ihre Zeit nicht in Stunden und Tagen gemessen hatten wie wir heute, war ihnen die Zeit und ihre Vergänglichkeit sehr bewusst. Daher waren sie auch imstande, erstaunlich exakte Berechnungen zu machen, wie auch Generationen vor ihnen. Ein gutes Beispiel für die Zeitmessung vor den Kelten ist Knowth in Irland. Bei Sonnenaufgang der Tag- und Nacht-Gleiche in Frühling und Herbst tritt das Licht in einen 100 ft langen Tunnel ein und erleuchtet eine kleine Kammer an deren Ende. Interessanterweise ist der berühmte Tunnel in Newgrange kürzer, doch beide wurden vor über 6000 Jahren gebaut.

Das christliche Fest von Ostern widerspiegelt auf viele Weise die Feier der Fruchtbarkeit und Wiedergeburt, welche unsere Vorfahren mit dieser Zeit assoziierten. Noch heute werden diese Daten anhand des Mondes berechnet, genau so wie viele andere keltische und prä-keltische Feste.

Bealtaine, 1. Mai

Dieses Datum markiert den traditionellen Sommerbeginn auf den westlichen Inseln am Rande Europas. Das Datum wurde nicht strikt am 1. Mai gefeiert, sondern eher zwei Wochen um das Datum herum, und definitiv in Anlehnung an einen Vollmond. In Europa gibt es zahlreiche Bräuche um den 1. Mai: Maibaum-Tänze, Gesichtwaschen mit Morgentau, oder Butterblumen auf dem Fensterbrett zum Schutz gegen das Böse. Der 30. April ist wohl in Europa mit Magie und der Geisterwelt asoziiert, jedoch nicht bei den insularen Kelten. Die Kelten unterteilten das Jahr in eine helle und eine dunkle Hälfte; Bealtaine markierte den Beginn der hellen Hälfte.

Sommer Sonnenwende, 21. Juli

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Wie die Völker vor ihnen, haben die Kelten die Sommer-Sonnenwende als längsten Tag des Jahres erkannt. Die grossen Steine in Newgrange, obschon sie nicht keltischen Ursprungs sind, wurden so aufgestellt, dass die ersten Sonnenstrahlen des 21. Junis einem 66ft langem Tunnel entlang das Innere einer kleinen Steinkammer mit ihren Zeichnungen dramatisch erhellen. Für diejenigen, die das Glück haben, Zugang zu der Kammer zu haben an diesem Morgen, ist es ein unvergessliches Erlebnis – vorausgesetzt, der Morgen ist klar und die Sonne sichtbar.

Der 23. Juni wurde zur Johannisnacht, in der in Irland bis heute grosse Feuer entzündet werden. Die Tradition schrieb vor, dass sowohl Menschen als auch Tiere über die Feuer sprangen zum Schutz gegen böse Geister. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Vermischung von Heidentum und Christentum am westlichen Rande von Europa.

Lunasa, 1. August

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Dieses Fest findet anfangs August statt. Es ist nicht wirklich ein Erntedankfest, sondern eher eine Zeit der Besänftigung. Die Ernte ist noch nicht beendet und schlechtes Wetter könnte noch immer grossen Schaden anrichten; daher riefen die alten Völker die Götter an, ihnen eine sichere Ernte zu ermöglichen. Das christliche Erntedankfest ist anders, da es den Abschluss der Ernte feiert.

Für die Kelten begann der Tag bei Sonnenuntergang, nicht um Mitternacht, und dauerte bis zum darauffolgenden Sonnenuntergang. Daher begannen auch die Festivitäten bei Sonnenuntergang. Diese Tradition begleitet uns noch heute, beispielsweise mit Heiligabend oder Halloween, ursprünglich Hallow Eve, der Abend bevor Allerheiligen. Dieses Datum war bei den Kelten der Beginn des neuen Jahreszyklus.

Tag- und Nacht-Gleiche im Herbst, 21. September

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Wie die Tag-und Nacht-Gleiche im Frühling markiert dieses Datum den Zeitpunkt, an dem der Tag und die Nacht gleich lang sind. Von jetzt an wird die Nacht immer länger. Knowth in Irland ist ein faszinierendes und 6000 Jahre altes Beispiel für die antike Zeitmessung. Bei Sonnenaufgang an den zwei Daten treten die Sonnenstrahlen in einen 100ft langen Tunnel ein und erleuchten eine kleine Kammer an dessen Ende. Interessanterweise erforderte der Bau dieses Tunnels grössere technische Fähigkeiten als das bekanntere Newgrange, welches die zwei Sonnenwenden feiert. Die Ägypter bauten ihre Sphinx so, dass sie direkt auf die Equinox-Sonne ausgerichtet war, und feierten so auch die Tag- und Nacht-Gleichen.

Samhain, 31. October

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Mit diesem Fest feierten die Kelten den Abschluss ihres Jahres. Es war ein logisches und praktisches Ende, da die Bäume nun beinahe kahl waren, das Wachstum eingestellt und die Ernte im Speicher für die kommenden Monate. Das Christentum adaptierte diese Tage in Allerheiligen, wovon der erste Tag als Hallowe’en bekannt wurde. Wie bereits die vorhergehende heidnische Tradition, gedachten auch die Christen ihren Verstorbenen an diesem Abend. Heidnische Geschichten erzählen uns, dass an diesem einen Abend die Seelen der Verstorbenen für eine Nacht an den Ort zurückkommen können, an dem sie gelebt haben. In vielen Gebieten von Irland werden noch heute Häuser geputzt und vorbereitet für diese Besucher aus der anderen Welt.

Manche keltischen Völker teilten die Zeit nach den Mondphasen ein; die zwei hellen Wochen von Neumond zu Vollmond, gefolgt von den zwei dunklen Wochen, wenn der Mond abnimmt und schlussendlich wieder Neumond ist. Für die Kelten kam die Nacht zuerst, und dann der Tag, und sie teilten auch das Jahr in eine dunkle und eine helle Hälfte. So, wie Bealtaine den Beginn der hellen Hälfte markiert, steht Samhain für den Beginn der dunklen Hälfte.

Winter-Sonnenwende, 21. Dezember
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Wie auch bei der Sommer-Sonnenwende, fällt das erste Sonnenlicht dem Tunnel entlang in die Steinkammern von Newgrange. Das Kunstwerk, das vor über 6000 Jahren erbaut wurde, bringt noch heute unzählige Menschen zum Staunen. Es ist das Zeichen, dass die Sonne wieder aufgehen und Wärme, Licht und Wachstum auf die Erde bringen wird. Dieses Fest am dunkelsten Tag des Jahres steht in Verbindung mit dem römischen Fest Saturnalia und der christlichen Weihnacht.